„Als er aber am See von Galiläa entlang ging, sah er Simon und dessen Bruder Andreas; die warfen das Netz aus im See, denn sie waren Fischer.
Und Jesus sprach zu ihnen: Folgt mir nach, und ich will euch zu Menschenfischern machen!
Da verließen sie sogleich ihre Netze und folgten ihm nach.“ (Mark. 1, 16-18)
Das Kommen des Messias war den Juden seinerzeit kein Geheimnis. Die Menschen warteten vielmehr sehnsüchtig nach ihm, nicht zuletzt da sie sehr unter der römischen Besatzung litten. Der Fischer Andreas interessierte sich besonders dafür. Er war ein Weggefährte Johannes des Täufers und lernte so auch Jesus kennen. Freudig berichtete er anschließend seinem Bruder Simon: „wir haben den Messias gefunden!“ (Joh. 1, 41b)
Als Jesus die beiden Brüder schließlich fragte, sich ihm anzuschließen, ließen sie alles stehen und liegen und folgten ihm nach. Sie gehörten zu den 12 Jüngern, die ihn in den nächsten Jahren begleiten würden. Sie hatten vermutlich keinen großen Altersunterschied zu Jesus, vielleicht waren auch einige älter – doch sie redeten ihn mit Meister, Lehrer oder Rabbi an.
Warum taten die Jünger so etwas, warum gaben sie ihr Leben auf, um ein Leben auf Wanderschaft und ohne festen Wohnsitz zu verbringen?
Jesus verkörperte etwas, das die Menschen bisher nicht erlebt hatten. In seiner Gegenwart geschahen Wunder, die man vorher nicht gekannt hatte. Jesus schenkte Liebe und Aufmerksamkeit, die nicht auf eine Gegenreaktion aus war und so manchen Außenseiter aufmunterte. Aus Wenigem speiste er tausende Hungrige und auch andere Naturgesetze mussten sich seinem Befehl beugen.
Die Jünger erlebten hautnah, wie Jesus mit einer Vollmacht predigte, so dass selbst Theologen sich nach der Herkunft seiner Erkenntnis fragten. Auf sein Wort mussten finstere Mächte aus den Menschen weichen und allerlei Krankheiten wurden geheilt.
Doch dann nimmt diese Zeit mit dem Meister eine schnelle Wende. Die mehrfach angekündigte Gefangennahme und Kreuzigung Jesu kam dann doch sehr überraschend für die Jünger. Sie waren bereit ihr privates Leben komplett aufzugeben, um ihrem Anführer blind zu folgen – diese Entscheidung wurde aber innerhalb weniger Tage völlig auf den Kopf gestellt.
Die Wunder hörten zwar nicht auf – Jesus blieb nicht im Grab, er ist auferstanden und begegnete ihnen regelmäßig, doch wie sollte es nun weitergehen? Sie wussten, dass er zum Vater auffahren würde, doch Ihr Leben ging ja schließlich weiter…
Und so gingen Petrus und einige weitere Jünger wieder ihrer alten Arbeit nach. (Joh. 21, 2-3)
Ihre Vorstellung von der Herrschaft mit dem Messias, hatte sich so schnell in ein ratloses Bild des harten, trostlosen Alltags verwandelt. Jesus wollte sie zu Menschenfischern machen, stattdessen fanden sie sich auf ihren Fischerboten wieder.
Lieber Leser, kennst Du vielleicht auch das Gefühl der Resignation, wenn Du auf das Elend der Welt blickst? Wenn gottlosen Menschen offensichtlich alles gelingt, Betrüger ungestraft davonkommen, während Christen für ihren Glauben sterben müssen. Vielleicht hat eine Krankheit oder traurige Ereignisse deine Lebensplanung abrupt über den Haufen geworfen. Gut möglich, dass Du von Menschen, vielleicht auch von Christen enttäuscht wurdest und Du dadurch die Sinnhaftigkeit deines Glaubens in Frage stellst.
Wenn in Dir die Frage aufsteigt, wozu habe ich mich überhaupt für Gott entschieden, warum muss ich als Kind Gottes solche Ungerechtigkeit ertragen, dann richte bitte Deinen Blick auf die ersten Christen…
Jesus ging Petrus und den anderen Jüngern bei ihrem Versuch, in ihr altes Leben zurückzukehren nach. Er zeigte den erfahrenen Fischern, die eine ganze Nacht vergeblich etwas zu fangen versuchten, dass sie nur durch sein Wort mehr Fische fangen, als durch ihre eigene Anstrengung.
Jesus fragte Petrus sehr direkt, ob er ihn lieb habe und machte ihm gleichzeitig seinen Auftrag deutlich, seine Schafe zu hüten. Sie sollten wieder zurück nach Jerusalem gehen und dort in der Gemeinschaft verbleiben, bis sie die Verheißung des Vaters erhalten werden. (Lies dazu Joh. Kap. 21 und Apg. Kap.1)
Jesus hat auch heute für jedes seiner Kinder einen besonderen Weg ausgesucht. Wir dürfen ihm vertrauen, dass seine Absichten gut sind, auch wenn sie uns mitunter nicht so erscheinen. Denn treffend spricht der Prophet Jesaja:
„Denn meine Gedanken sind nicht eure Gedanken, und eure Wege sind nicht meine Wege, spricht der Herr; sondern so hoch der Himmel über der Erde ist, so viel höher sind meine Wege als eure Wege und meine Gedanken als eure Gedanken.“ (Jes. 55, 8-9)
Die Jünger Jesu taten recht, nicht in ihr altes Leben zurückzukehren, denn sie erwartete ein ungeahnter Weg als Menschenfischer…
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