In einem christlichen Buch las ich neulich über eine Definition, die mir das Verständnis von Liebe auf eine ganz neue Art zeigte. Der Autor beschrieb darin, dass wenn man tiefere Nächstenliebe erleben möchte, sich in die Lage des Nächsten versetzen müsse. Je mehr ich über diesen Gedanke nachsinne, desto großartiger erscheint er mir – vor allem mit dem Blick auf das nahende Osterfest.
Menschen zu lieben, die uns wohlgesinnt sind oder uns etwas Gutes getan haben, fällt uns in der Regel nicht schwer. Werden wir dagegen ungerecht behandelt oder erfahren körperliche, finanzielle oder geistliche Schäden, so müssen wir uns unweigerlich mit den Folgen dieses Konflikts beschäftigen.
Denn ungeschehen kann ein Vergehen nicht gemacht werden. Man kann lediglich versuchen dem Geschädigten etwas zu bieten, das ihm den entstandenen Schaden wieder gut machen könnte. Mit materiellen Gütern lässt sich das in vielen Fällen durch Geldzahlungen wieder regeln. Aber bei immateriellen oder geistigen Werten, ist eine Wiedergutmachung nicht möglich. Für seelische Kränkungen jeglicher Art, können Worte, Geld oder Bestrafungen keinen angemessenen Ausgleich bieten.
Juristische Einrichtungen sind nur ein schwacher Ansatz, Gerechtigkeit wiederherzustellen. Alle Formen von Bestrafungen drehen den nie endenden Kreislauf von Täter und Opfer, in dem wir uns befinden, nur noch stärker an.
Die Welt hat seit Beginn der Menschheit ein ernsthaftes Problem, das bis heute noch nicht gelöst werden konnte. Konflikte entstehen am laufenden Band. Mondernste Strafverfolgung und Prävention kommen dem Verlangen nach Gerechtigkeit nicht nach und können Sühnung nicht erstatten. Somit ist die Spirale von Missetat und Strafe nur durch eine Tat zu stoppen: jemand beginnt zu Vergeben!
Vergebung ist ein bewusster Verzicht auf den Anspruch, entschädigt zu werden.
Vergebung ist etwas Göttliches – es ist Liebe in Aktion!
Wenn wir die Geschichte des Volkes Israel lesen, sehen wir immer wieder von der Bereitschaft Gottes, die Sünden der Menschen zu vergeben. Trotz größten Verrats, bestand immer wieder das Angebot der Vergebung, wie z.B. in Jer. 36,3
„Vielleicht werden die vom Haus Juda auf all das Unheil hören, das ich ihnen anzutun gedenke, und umkehren, jeder von seinem bösen Weg, so dass ich ihnen ihre Missetaten und ihre Sünden vergeben kann!“
Und da kommen wir wieder zu dem Eingangsgedanken zurück…
Gott hatte mit der Schöpfung der Menschheit auch schon einen Plan gefasst, wie er ihr ein Zeichen wahrer Vergebung vorstellt.
„Stärkt die schlaff gewordenen Hände und macht fest die strauchelnden Knie; sagt zu denen, die ein verzagtes Herz haben: Seid tapfer und fürchtet euch nicht! Seht, da ist euer Gott! Die Rache kommt, die Vergeltung Gottes; er selbst kommt und wird euch retten!“ ( Jes. 35, 3-4)
Gott selbst sollte die entscheidende Rolle bei der Versöhnung der Menschen spielen. Nicht von irgendwo aus dem fernen Universum, sondern in Form seines Sohnes, Jesus Christus kam Gott auf diese Erde.
Gott schlüpft in die Rolle eines Menschen. Mit Gefühlen, Schmerzen, Ängsten – also mit allem, was für uns typisch ist, lebst Jesus inmitten von gewöhnlichen Menschen. Der König und verheißene Retter verkehrt nicht in abgehobener Gesellschaft. Er ist mitten unter dem Volk. Er nimmt sich der alltäglichen Probleme der Menschen an – heilt, unterrichtet, segnet Erwachsene und Kinder.
Auf dem Höhepunkt seines Auftrags bei den Menschen, löst Jesus auch das Problem von Gerechtigkeit, Bestrafung und Sühnung. Er tauscht noch einmal die Rollen. Er lässt sich freiwillig, ohne jegliche Schuld und ohne sich zu verteidigen am Kreuz hinrichten, wie ein Verbrecher.
„Denn der Lohn der Sünde ist der Tod; aber die Gnadengabe Gottes ist das ewige Leben in Christus Jesus, unserem Herrn.“ (Röm. 6,23)
In den Augen des heiligen Gottes, steht einem jeden Menschen das Todesurteil zu. Millionen böser Gedanken und Absichten, tausende verletzende und kränkende Worte und eine Vielzahl ungerechter Taten sind nur ein schwaches Bild der Bilanz, die jeder Mensch bei der Abrechnung mit dem allwissenden Gott vorgelegt bekommen wird. Kein noch so guter und ehrenhafter Mensch könnte etwas vorlegen, das nur ansatzweise seine Schuld begleichen könnte.
Jesus Christus ist an die Stelle eines jeden verurteilten Menschen getreten!
Jeder Mensch, der den Berg seiner Sünden vor dem heiligen Gott begreift und glaubt, dass das Opfer Jesu Christi am Kreuz für ihn persönlich geschehen ist, bekommt von Gott Vergebung und ein neues Leben.
„Denn so sehr hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen eingeborenen Sohn gab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht verlorengeht, sondern ewiges Leben hat.“ (Joh. 3, 16)
Das ist die Botschaft des Evangeliums. Das Angebot steht allen offen, jedoch führt der Weg zur Vergebung nur über Jesus Christus.
„Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben; niemand kommt zum Vater als nur durch mich!“ (Joh. 14, 6b)
Die Konsequenz, das Angebot nicht anzunehmen, bedeutet auch die Vergebung abzulehnen und den Zorn Gottes über die eigenen Sünden in vollem Maße zu erwarten.
Wie entscheidest Du?
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