Je mehr man beim Bergsteigen an Höhe gewinnt, desto besser kann man die zurückgelegte Wegstrecke überblicken. Höhen und Tiefen, Weggabelungen, gefährliche Abhänge oder auch sanfte Wiesen liegen vor dem Wanderer; klein und in weiter Ferne und doch scheinen sie so greifbar nahe zu sein…
Ein ähnliches Bild zeichnet sich ab, wenn Menschen im Alter auf ihr Leben zurückblicken.
Wir besuchen Bruder Dieter, der uns aus seinem Leben erzählt. Mit seinen 82 Jahren hat er doch einige spannende und bewegende Dinge erlebt.
Mit 50 Jahren hat er sein Leben Jesus übergeben. Dieses Ereignis hat seither vieles in seinem Leben verändert. Auch blieben ihm schwere Schicksalsschläge nicht erspart.
Vor seinen Augen verunglückte im Jahre 2007 sein Sohn tödlich durch einen Unfall. Nur 8 Jahre später musste er sich von seiner Frau verbschieden, mit der er 51 Jahre glücklich verheiratet war. Diese Ereignisse liegen schon mehr als 5 Jahre zurück. Man spürt in seinen Erzählungen, dass sie immer noch schmerzen, doch hören wir keinerlei Verdruss oder Anklage gegen Gott.
Wir fragen, was es für ihn bedeutet, ein Leben mit Jesus zu führen?
Die Antwort lautet:
„Das Leben hatte seit meiner Bekehrung einen Inhalt. Ich weiß nun, wo ich hinkommen werde! Denn uns ist eine Stätte im Himmel bereitet.“ Er zitiert dabei auch die Bibelstelle aus 1. Johannes 2, 17:
„Und die Welt vergeht und ihre Lust; wer aber den Willen Gottes tut, der bleibt in Ewigkeit.„
Doch wie kam es dazu? Wo bekam sein Leben diesen Wendepunkt, der ihm diese Gewissheit geben kann?
Bruder Dieter erzählt uns, wie es dazu kam…
Ich war schon immer ein gläubiger Mensch. Obwohl ich ohne Vater aufwachsen musste, hatten meine Brüder und ich immer gläubige Vorbilder. Meine Oma hatte mich durch ihr Leben und die Erzählungen von Jesus besonders geprägt. Der Besuch der Kirche am Sonntag war für uns eine Selbstverständlichkeit.
Trotz der Kriegsjahre hatte ich eine schöne Kindheit und Jugendzeit. In der Konfirmationszeit hatten wir einen sehr eifrigen Jugendpfarrer, der uns ein sehr lebendiges Vorbild im christlichen Glauben war. Mein Konfirmationsspruch lautete:
„Kämpfe den guten Kampf des Glaubens; ergreife das ewige Leben, zu dem du auch berufen bist und worüber du das gute Bekenntnis vor vielen Zeugen abgelegt hast.„ (1. Timotheus 6, 12).
Auch später in der Lehre und Gesellenzeit ging ich sonntags regelmäßig zur Kirche. Selbst als ich später geheiratet habe, führten wir als Familie diese Tradition fort, obwohl meine Frau nicht gläubig war.
Doch leider spielte Gott in meinem Alltag keine Rolle. Ich lebte wie alle guten Bürgen um mich herum. Ich las hin und wieder christliche Abreißkalender, aber die Bibel – das Wort Gottes hatte keine Anziehungskraft auf mich.
1978 besuchte ich eine Zeltevangelisation in Bad Cannstatt. Dort wäre ich beinahe dem Aufruf, mein Leben Jesus zu übergeben gefolgt, doch irgendwie zögerte ich damals.
Erst Jahre später wurde für mich der entscheidende Wegweiser für ein neues Leben mit Gott, ein Arbeitskollege. Ich beobachtete, wie er in der Mittagspause in einem Buch las. Auf meine Frage, worin er denn täglich las, antwortete er: „ in der Bibel“!
Das verblüffte mich. Ich sagte ihm, dass ich auch gläubig wäre. Doch in der Bibel zu lesen, kam mir damals nicht in den Sinn. Als dieser Kollege mir antwortete, dass Jesus persönlich zu kennen etwas anderes sei, als nur gläubig zu sein, weckte es in mir ein Verlangen, mehr darüber zu erfahren.
Ich folgte seiner Einladung, seine Gemeinde zu besuchen. Überraschenderweise wollte meine Frau auch mitkommen. Wir fanden dort eine kleine Gruppe von etwa 25 Menschen vor, die sich in einem Wohnhaus versammelt hatten. Aber die Freundlichkeit und Liebe, die diese Menschen ausstrahlten, hatte uns sofort spüren lassen, dass sie Jesus in ihrer Mitte hatten. Wir fingen an diese Gemeinschaft regelmäßig zu besuchen.
Meine Frau und ich erkannten zunehmend, dass wir mit unserem bisherigen Leben nicht vor Gott bestehen konnten. Doch als wir ihm unsere Sünden bekannten und Jesus Christus bewusst als unseren einzigen Retter annahmen, wurde unser Glaube lebendig. Das zeigte sich darin, dass wir das Wort Gottes als Richtlinie für unser Leben erkannten und begannen uns danach auszurichteten. Der Glaube war fortan nicht ein Aushängeschild, sondern das Fundament, auf das wir unsere Ausrichtung gründeten und in dem wir Erfüllung und Frieden fanden.
Doch leider konnten wir diese Freude nicht mit unserem Familienkreis und unseren damals schon erwachsenen Kindern teilen. In ihren Augen waren wir in einer Sekte gelandet. Auf unsere Versuche, von unserer neuen Hoffnung in Jesus Christus zu erzählen, bekamen wir Ablehnung und nicht zuletzt auch Beschimpfungen zu hören. Im Kreise unserer Glaubensgeschwister beteten wir aber viel für die Errettung unserer Kinder.
Im Jahre 1990 hatte unser Sohn einen schweren Verkehrsunfall. Die Ärzte gaben ihm keine Überlebenschancen. Während er in Lebensgefahr schwebte, flehten wir zu Gott, er möge ihn in diesem Zustand nicht sterben lassen. Ich wollte ihm noch so gerne von Jesus erzählen…
Gott erhörte diese Gebete. Unser Sohn wurde wie durch ein Wunder noch gesund – nicht nur an Leib sondern auch an Seele. Unsere beiden Kinder verloren ihre ablehnende Haltung dem Glauben gegenüber und nahmen auch später Jesus als ihren Retter an. Wir zogen um nach Hohenlohe und Gott schenkte uns hier noch gemeinsam einige schöne Jahre. Wir durften gemeinsam erleben, wie Gott durch sein Wort Stück für Stück unser Leben veränderte.
Wir fanden auch in Kirchberg eine Gemeinde, in der wir uns bis heute sehr zuhause fühlen.
Ein Lied, das ich sehr gerne mag beschreibt sehr treffend die Ausrichtung und Hoffnung meines Lebens:
„Erlösung ist das höchste Gut, das je ein Mensch noch fand; es ward auch mir durch Jesu Blut, seit ich ihn hab erkannt…“
(Lied: „Erlösung ist das höchste Gut“; Nach D.S. Warner; B. E. Warren)
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